
Heidi Fial – E-Gitarre, Kontrabass
Tobias Pocksteiner – Kontrabass, E-Bass
Chris Pruckner – Schlagzeug
Dieses Trio ist das Ergebnis der Weiterführung von Heidi Fials Stummfilmvertonungen. Einige Motive für diese Filmmusiken wurden in den Bandkontext transformiert und neu von den Bandmitgliedern verhandelt. Die Stücke des Albums „A Motion Picture“ (Konkord Rec. 2021) sind allesamt instrumental und bewegen sich zwischen melodischen Themen und fließend-freien Teilen. Auch wenn eine Verortung im Jazz nahe liegt, greift diese zu kurz, denn die Kompositionen setzten sich nicht zum Ziel, Genre-Konventionen zu erfüllen, sondern den hohen Ansprüchen an sich selbst zu genügen. Ob in der Konstellation Stromgitarre, Kontrabass und Schlagzeug oder aber mit gleich zwei Kontrabässen und einem perkussivem Schlagwerk – um sich der Musik von KONTRAPUNK anzunähern, muss der Inhalt gleichermaßen wie die aufgezeigte Form zur Sprachen kommen.


Dazu kann man passend zu Fials Beschäftigung mit dem (analogen) Film auf diesen zurückgegriffen werden: Der Film ist kein Nebeneinander von Einzelbildern, sondern funktioniert über die Beziehung von einem Bild zum nächsten. Eine Art von Wechselwirkung von mehreren Elementen, dessen Ausdruck am Ende ein Narrativ bildet. Dieses Erzählerische liegt in jeder Note der Musik von KONTRAPUNK. Die musische Qualität der drei Erzähler*innen bewegt sich dabei auf sehr hohem Niveau, ohne aber in kalte Virtuosität abzudriften. Hier steht Fials Diktum über allem: „Wenn du nichts zu sagen hast, dann Finger weg vom Griffbrett“. Dabei wirkt nichts ausgedünnt sondern ausgeglichen. Das Ego wird zurückgenommen und dem Stück und dessen Anforderungen untergeordnet. Von all dem zeugt ihr Album „A Motion Picture“. Die nicht nur klischeefreien sondern überraschenden, frischen melodischen Ausgangsmomente führen entlang des Spannungsbogens von Fials Kompositionen.
Dem Autor dieser Zeilen sind bei der ersten Rezeption des Albums beinah sofort zwei Bands assoziativ in den Sinn gekommen: TORTOISE und das Album „Blankets“ der aus Portland stammenden TRACKER. Wobei hier nicht ein „Klingt-wie-Vergleich“ angestellt werden soll, sondern eine musikalische Verwandtschaft und deren transnationale Ausrichtung. Bei eingehender Betrachtung kann noch das Album „Silent Movies“ von Marc Ribot angeführt werden, das, so scheint es, „A Motion Picture“ in einiger Hinsicht, aber auch einiger Entfernung Pate steht.

Doch genug der Verweise. KONTRAPUNK steht vollkommen selbstständig und beinahe alleine auf weiter Flur der österreichischen Musiklandschaft – aber dort auf bemerkenswert kreativem Fundament. Man findet unprätentiösen Stil mit Eindringlichkeit der Kompositionsverläufe einhergehend, findet höchste analoge Klangqualität (das Album wurde von Chris Janka und Emil Kindlein auf Band aufgenommen) als Träger von Ideen, die folkloristische, jazzige, barocke und/oder (post-)rockige Ansätze aufgreift, vermengt und daraus neue Formen und Farben emergiert. Und kommt man am Ende des Albums an, findet sich noch Paul Gulda am Clavichord als Gast als Gast über Fials Kompositionen sinnierend ein – so viel zur Vielseitigkeit.
Das Trio selbst aber ergibt sich in die fließende Dynamik, kommt ganz ohne stumpfsinnig-perfektionistischen Overdub-Gestus aus und atmet den Geist musikalischen Dialogs. Die Akteure sind sich ihrer Arbeitsweise in höchstem Maße bewusst. Sie beweisen gleichermaßen Mut und Hingabe zu etwas, das so selbstverständlich wie selten anzutreffen ist: der Akt des gemeinsamen Musizierens.